Meerwasseraquarium: Einfahren Ja oder Nein?

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2021-09-24 20:56:00 / Kommentare 0
Meerwasseraquarium: Einfahren Ja oder Nein? - Meerwasseraquarium: Einfahren Ja oder Nein?

Es ist nicht nur ein viel diskutiertes Thema in der Meerwasseraquaristik. Hier scheiden sich auch die Geister. In manchen Foren gleicht es einem Glaubenskrieg. Doch was ist nun wahr? Sollte man einem frisch eingerichteten Riffaquarium die Zeit für eine Einfahrphase geben oder ist das alles Altglaube und gar nicht notwendig?

Was bedeutet "Einfahren" eines Aquariums?

Das Einfahren eines Aquariums ist der Prozess, in dem das ökologische Gleichgewicht im Aquarium etabliert wird. Dieser Vorgang ist besonders wichtig in einem Meerwasseraquarium, da es eine komplexe und empfindliche Mikrofauna und -flora beherbergt. Während des Einfahrprozesses entwickeln sich nützliche Bakterienkulturen, die schädliche Ammoniak- und Nitritwerte abbauen. Ohne diesen Prozess können toxische Substanzen schnell akkumulieren und das Leben im Aquarium gefährden.

Die Vorteile des Einfahrens

  • Stabiles ökologisches Gleichgewicht: Durch das Einfahren entsteht ein stabiles ökologisches System, das für das Überleben und Gedeihen der Meerestiere und Korallen unerlässlich ist.
  • Gesündere Meerestiere: Ein eingefahrenes Aquarium bietet eine gesündere Umgebung für Fische, Wirbellose und Korallen, was zu weniger Krankheiten und einem längeren Leben führt.
  • Weniger Wartung: Einmal eingefahren, erfordert ein Meerwasseraquarium oft weniger Wartung, da das ökologische Gleichgewicht die Notwendigkeit häufiger Eingriffe reduziert.


Die Nachteile des Einfahrens

  • Zeitaufwendig: Das Einfahren eines Meerwasseraquariums kann Wochen bis Monate dauern, was für ungeduldige Aquarianer frustrierend sein kann.
  • Anfängliche Kosten: Zusätzliche Ausrüstung wie Proteinabschäumer, Testsätze und Starterbakterienkulturen können die anfänglichen Kosten erhöhen.
  • Erfordert Überwachung: Während des Einfahrprozesses müssen Wasserwerte regelmäßig überwacht und angepasst werden, was zeitaufwendig sein kann

Tipps für das erfolgreiche Einfahren eines Meerwasseraquariums

  • Geduld ist der Schlüssel: Lassen Sie sich Zeit und beeilen Sie den Prozess nicht. Ein gut eingefahrenes Aquarium belohnt Sie mit einer gesunden und lebendigen Unterwasserwelt.
  • Regelmäßige Tests: Überprüfen Sie regelmäßig die Wasserwerte, um sicherzustellen, dass Ammoniak, Nitrit und Nitrat in akzeptablen Bereichen sind.
  • Informieren Sie sich: Lesen Sie sich vorab gut ein und tauschen Sie sich mit erfahrenen Meerwasseraquarianern aus, um von ihren Erfahrungen zu lernen. Oder fragen Sie einfach uns!

Meine Meinung

Grundsätzlich kann ich hier nur meine Meinung teilen. Diese basiert auf Erfahrung und das Einrichten und Begleiten vieler Aquarien von Kunden, Freunden und anderen gleichgesinnten Aquarianern in den letzten Jahren. Ich behaupte, ich habe jeden Ansatz gesehen. Von direkt besetzen, über besetzen nach wenigen Tage und nur unempfindliche Korallen bis hin zur kompletten Einfahrphase nach Lehrbuch über mehrere Wochen.

Was hat mir meine Erfahrung gezeigt?

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass es das JA oder NEIN nicht gibt, sondern eher ein JEIN. Ich bin davon überzeugt, man kann ein neu eingerichtetes Meerwasseraquarium auch ohne lange Einlaufphase starten, aber es kommt auf den Aquarianer an! Wie bitte? Auf den Aquarianer? Ja richtig gelesen…Je nach Erfahrung des Aquarianers und wie er mit den gemessenen Werten in seinem Becken und dem Besatz reagiert und umgehen kann, richtet sich auch die länge einer Einfahrphase. Je erfahrener der Aquarianer ist, desto kürzer kann die Einlaufphase sein.

Wieso Erfahrung?

Ganz einfach: viele Beginner sind zu hektisch mit Ihren Maßnahmen. Ein Aquarium reagiert immer verzögert. Um Auswirkungen von Änderungen am Becken oder von Dosierungen zu messen und zu erkennen, benötigt man auch manchmal etwas Geduld. Außerdem gibt ein sicher eingefahrenes Aquarium mit funktionierender Bakterienfauna einen gewissen Sicherheitspuffer. Auch wenn mal Werte aus der Reihe laufen, kann hier noch gut gegengesteuert werden. Sehr erfahrene Meerwasserjunkies brauchen teilweise nicht mal Tests, sie sehen ihrem Becken und den Tieren an, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät.

Bei der Einlaufphase geht es insbesondere darum, dass sich eine stabile Biologie im Becken etablieren kann. Je nachdem welchen Bodengrund oder Steinaufbau man wählt hat dies auch Einfluss auf die Dauer einer Einlaufphase. Ich habe schon Becken gesehen, da kam durch das Einbringen von bestimmten Steinen gar keine Biologie zustande. Nährstoffe wurden zusehends von den Steinen entzogen, kontinuierlich. Da half nur das konsequente Nachdosieren von Nährstoffen. Es ist aber oft schwierig zu erkennen was die Ursache ist. Erfahrenen Riffaquarianer haben dabei oft über die Jahre ein „Auge“ und Gespür entwickelt. Sie erkennen schneller die Ursache und können entsprechend reagieren. Hier muss der Sicherheitspuffer nicht so groß sein.

Fazit

Grundsätzlich sage auch ich, es geht auch ohne Einfahren. Ich empfehle aber dennoch immer ca. 1 Woche nicht zu besetzen. Dann mit unempfindlichen Korallen und Cleaning Crew zu beginnen. Nur wenig besetzen, um zu prüfen, ob es negative Auswirkung auf die Korallen hat und nur wenn nicht, kann man langsam weiter besetzen. Die Nährstoffe sollten täglich kontrolliert werden. Auch mit dem Licht sich langsam herantasten.  Wenn man mich fragt, ich persönlich lasse mir immer Zeit beim Neustart eines Beckens. Warum? Warum nicht? Ich möchte mich doch viele Jahre an dem Becken erfreuen und die Arbeit mit dem Aquarium ist es für mich, welches das Hobby ausmacht. Was sind da schon 3 Wochen? Ich habe Zeit und ich habe eines von der Meerwasseraquaristik gelernt: Geduld zu haben! Man kann es das Hobby fast mit einer Therapie in Geduld-üben sehen.


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